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Von Taliban und Taximann
Es dämmerte bereits, als ich im Nieselregen Mia einholte. Ich hatte unterwegs versucht, fürs Abendessen einzukaufen, doch im Pamir war die Auswahl in den Märkten äußerst bescheiden. Außer Kartoffeln und Zwiebeln, Eiern und Reis, manchmal Nudeln, muffigen Keksen und zugestaubter Cola war oft nichts zu finden.
Unterwegs wurde ich mal wieder mit ausgestrecktem rechten Arm und einem fröhlichen: „Heil Hitler!“ begrüßt. Ich hatte mich in der Zwischenzeit daran gewöhnt und lachte nur noch, statt mir die Haare zu raufen. Ich hätte gerne gewusst, wie ernst diese Aktionen gemeint waren, hakte jedoch nicht nach und ließ Deutschlands traurige Berühmtheit über mich ergehen: Bayern München, Merkel und Hitler.
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Chorug nach Ischkoschim: Esel, Wesch und Tunnelblick
Chillen im Pamir

Chorugh, wo der Gunt in den Pandsch mündet
Das Gunt-Tal ist die Mittlere der fünf Routen durch den Pamir.
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Durch die Schlucht nach Chorug
Interludium in feucht Moll
Wenn es in Japan in Strömen regnet, das Bike repariert ist, und man gerade mitten im selbst angerichteten Chaos sitzt, das ausgeräumte Packtaschen so mit sich bringen, ist es an der Zeit, einen neuen Artikel zu schreiben. Doch wo war ich? Steinschlag, Schlucht, keine Campmöglichkeit, angespannte Gemüter, eine steinschlagfreie Hütte, ja, ich erinnere mich, der falsche Satz zum richtigen Zeitpunkt war gerade gefallen: „… dann fahr halt weiter.“Vom Pass zum Pandsch
Neues vom Checkpoint
Ich zog gierig an meiner Zigarette, genervt, den ganzen Weg, den wir in den letzten drei Tagen zurückgelegt hatten, wieder in umgekehrter Richtung fahren zu müssen. Vom damit entstandenen Zeitdruck ganz zu schweigen. Anselm und Thorsten schienen überraschend gelassen und auch ich wusste, dass es kein Beinbruch war, aber trotzdem konnte ich mir besseres vorstellen, als zurück nach Duschanbe zu fahren.Von Duschanbe bis Berg-Badachschan
Duschanbe
Duschanbe war mit knapp 800.000 Einwohnern eine eher kleine Landeshauptstadt. Der Name bedeutet auf Persisch „zweiter Tag“, also Montag. Doch heute war Donnerstag. Auch waren die Bewohner Tadschikistans keine Arier bzw. Perser, sondern Tadschiken und Pamiris. Die Kultur hingegen war sowohl persisch als auch russisch geprägt. Und die Landessprache, Tadschikisch, zählte zu den iranischen Sprachen. Genau wie Kurdisch und Ossetisch. Sehr verwirrend.
Beim Wetter sah die Lage nicht anders aus. Ein „augeprägtes Kontinentalklima mit trocken-heißen Sommern“ herrschte hier angeblich. Ein Blick zum wolkenverhangenen Himmel sagte mir, dass irgendetwas nicht stimmte. Statistisch gesehen fallen im Juli 2,4mm, im August sogar nur 1,3mm Regen bei 11 Sonnenstunden am Tag. Véro erzählte uns, im Pamir regne es schon seit über einer Woche. Sommerregen in einer Halbwüste. Wir sollten Galileo Mystery einschalten.
Ramadan, Drogenwahn, Tadschikistan
Erwartungen
Tadschikistan. Der Pamir. Der Wachankorridor. Wilde Natur, menschenleere Weite und Abenteuer pur. Bereits bei der Planung der Reise war Tadschikistan neben dem Hochland von Tibet mein absolutes Highlight gewesen. Und heute sollte es soweit sein. Wir würden die Grenze überqueren und nach dem von Turkvölkern geprägten Turkmenistan und Usbekistan wieder in den Kulturkreis der Perser eintauchen.
Bereits in den letzten beiden Ländern hatte ich mich auf ein gewisses Maß an Korruption eingestellt, auf das gelegentliche Bestechungsgeld und auf willkürlich ausgelegte Gesetze. Zu sagen, dass ich enttäuscht wurde, klänge vermutlich so, als hätte ich mich darauf gefreut. Sagen wir also, dass ich überrascht war, dies dort nicht anzutreffen. Doch wie würde es in Tadschikistan aussehen?
Schreib doch mal was schönes!
Kommt ein Pferd in eine Bar…
Wer meine Geschichten auf radwild.de und Facebook verfolgt, kennt mich bereits ein wenig. Manche von euch werden sich fragen, warum ich so pessimistisch bin. Warum ich so viel fluche und oft so schlechte Laune habe. Warum ich alles und jeden durch den Dreck ziehe und weshalb meine Berichte so viel Zynismus enthalten. Ich möchte hier versuchen, diese Frage zu beantworten, denn ich bin weder pessimistisch, noch hasse ich das Universum, die Menschheit, oder dich.
Von Glück und Unglück in Usbekistan
Der perfekte Start in den Tag
Als wir neben unserem Hochspannungsmast aus dem Zelt krochen und der Blick auf den herumliegenden Müll und die Straße fiel, auf der schon seit vor Sonnenaufgang klapprige Lastwagen polternd den Boden erzittern ließen, wussten wir wieder: Wir waren im „Osten“.Während des Frühstücks – die Reste des Vortags – klagte Mia über Unwohlsein und Magenprobleme, die auch während des Zusammenpackens nicht nachließen. Ich dachte mir noch, sie solle doch nicht so übertreiben und herumsimulieren. Wenn sie nicht fahren will, soll sie doch einfach Bescheid sagen, statt einen auf kranken Mann zu machen.
Delirium, Spital und Plov
Wundersame Wundersamen

Schienen, Strommasten und Wüstensand
Außerhalb der Städte war dies oft das einzige, was man zu sehen bekam.
Als ich am Morgen aufwachte, ging es mir immer noch schlecht. Ich war die Nacht über einige Male ins Gebüsch gesprintet und es war keine Besserung in Sicht. Wir fuhren weiter, doch nach einigen Kilometern hielt ich erschöpft am Straßenrand an, stieß mein Bike ins Gebüsch und legte mich in den Schatten. Nichts ging mehr.
Leidensweg Buchara
Böses Erwachen
An meinem ersten Morgen in Usbekistan wachte ich mit erheblichem Hirnüberdruck und einem anspornenden Darmdrang auf. Ein kurzer Rundumblick eröffnete mir, dass ich auf einem Teppich auf der Veranda geschlafen hatte. Ich eilte im Laufschritt die Stufen zur Toilette hinunter, erspähte aus dem Augenwinkel Mia, die gerade auf der Pritsche eines Dreirad-Transporters schlief, und verrichtete das Unvermeidbare.Obwohl ich gerade erst aufgewacht war, wusste ich bereits jetzt, dass wir an diesem Tag keine Bäume ausreißen würden, nein, nicht einmal Grashalme. Jede Bewegung glich einem Gewaltakt. So verbrachten wir, teils schlafend, teils TV schauend, den gesamten Tag im abgedunkelten und beinahe kühlen Nebenraum des Lokals.